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Über den SalonDer Psychoanalytische Salon wurde im Februar 1998 eröffnet. Die Texte zur Eröffnung und zu weiteren Anlässen können Sie im Archiv nachlesen.
Wir arbeiten auf verschiedenen Wegen und in verschiedenen Weisen mit der Psychoanalyse – ausgehend von den Texten Sigmund Freuds und Jacques Lacans. Der Salon öffnet einen Raum, in dem Einzelne – Analytiker und Nichtanalytiker – sich versammeln können in einer Form, die das Begehren dieser Einzelnen keinem satzungsgemäß und in einer rechtlichen Form artikulierten Vereinszweck unterstellt. Wir bleiben skeptisch gegenüber Versuchen, Ausbildung und Beruf des Psychoanalytikers in einen institutionellen Rahmen zu spannen: Wo Analytiker im Namen von Institutionen sprechen, sprechen Analytiker im Namen von Institutionen.
Statt auf institutionelle Strukturen setzen wir auf die Affinität je eigener Arbeitsweisen mit der Psychoanalyse. Eine kollektive Lektüre des Unbewußten gibt es nicht – die Kunst, mit dem Unbewußten zu sprechen, kann sich nur auf den Einzelnen und dessen Übertragung stützen. Ohne Übertragung kommt nichts in Gang, und gut ist, wenn davon etwas hörbar bleibt.
Wir nehmen die psychoanalytische Theorie nicht als etwas Abgeschlossenes auf, das man abarbeiten, absolvieren, durchexerzieren könnte. Psychoanalyse ist kein kanonisierbares Wissen. Wir erinnern daran, dass sowohl bei Freud als auch bei Lacan vieles angerissen ist, was lückenhaft bleibt – dass es nicht ausgearbeitete Theoriezonen gibt, die besonders und nicht zufällig den Körper betreffen. Es geht uns gerade nicht darum, diese Lücken zu flicken, sondern die Fragen, die sich hier ergeben, weiterzutreiben und so das Feld der Psychoanalyse lebendig zu erhalten in Zeiten dominanter neurowissenschaftlicher und psychotherapeutischer Diskurse. Wir halten die Theorie des Unbewussten für veränderlich, wenn auch nicht auf beliebige Weise. Das Unbewußte ist kein Phänomen, es ist nicht einfach gegeben. Es ist gleichwohl auch keine Erfindung. Es muß vielmehr immer wieder neu artikuliert und stets aufs Neue geöffnet werden. Das Unbewusste lässt sich nicht mehr machen wie zu Zeiten Freuds. Die Subjektwerdung, und das heißt die Bildung des Unbewußten und der Symptome, steht heute unter anderen Bedingungen. Sie erscheint uns schwieriger geworden in einer Zeit, in der sich ein Versprechen auf Freizügigkeit mit der Tendenz zur Wiederkehr patriarchaler Strukturen paart. Wie kann die Psychoanalyse ihre Wette auf das Unbewußte heute halten? Wie kann sie der Vereinnahmung durch das Allgemeine widerstehen und für die Singularität der Subjekte eintreten ? Wir verstehen die Psychoanalyse als eine Praxis – Praxis des Hörens und der Lektüre. Und wir suchen nach Formen, das savoir faire, um das es hier geht, zu befragen und zu artikulieren.
Berlin, 28. Dezember 2015
Eva Maria Jobst Susanne Lüdemann Edith Seifert Mai Wegener
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